Der Mercedes W140 mit Prof. Harald Leschke


In dieser Folge spreche ich mit einem der führenden Mercedes Designer der 80er, 90er und 2000er Jahre: Prof. Harald Leschke. Er war beteiligt am Design so großartiger und legendärer Mercedes-Fahrzeuge wie dem Babybenz W201, also dem 190er, der Mittelklasse W124, dem SL Roadster R129 und der S-Klasse W140. Er hat die Facelifts des S-Klasse W126 und der G-Klasse mitgestaltet und ist übrigens auch der Mann, dem wir die für damalige Verhältnisse spektakulären Spoiler an den 16V-Modellen des Mercedes 190 zu verdanken haben. Prof. Leschke erzählt bei Motorikonen, wie man in der Zeit vor Computern und CAD-Programmen bei Mercedes in der Designabteilung gearbeitet hat. Wie das Design für die Baureihe W140 entstanden ist. Und warum der für viele als „Panzer“ verschriene W140 für ihn definitiv eins der besten 100 Autos aller Zeiten ist.

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„Für mich gehört der W140 ins Museum of Modern Art.“


Prof. Harald Leschke, Designer des Mercedes W140

MERCEDES-BENZ S-KLASSE W140


Technische Daten 600 SEL (Vor-Mopf-Version 1991-1993)
Motor: Zwölfzylinder-V-Motor, 5.987 ccm, 408 PS, 580 Nm
Kraftübertragung: 4-Stufen-Automatik
Länge: 5.213 mm
Radstand: 3.165 mm
Fahrleistungen: 0-100 in 6,0 Sekunden, Vmax 250 km/h
Leergewicht: 2.250 kg
Stückzahl: 406.717 (gesamte Baureihe)

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Preview: Prof. Leschke im Interview.

Prof. Leschke erzählt, wie das Design für den Mercedes W140 entstanden ist. Unten ein kleiner Auszug.

Designskizzen zum Mercedes W140 von Prof. Harald Leschke
Marke Motoerikonen: Wie lange vor Marktstart haben Sie mit dem W140 begonnen?
Prof. Harald Leschke: Er ist 1991 auf den Markt gekommen. 1986 bin ich Assistent von Bruno Sacco geworden. Das heißt, ich habe vorher noch Modelle gemacht zum W140. Die S-Klasse ist damals in dieser Zeit entworfen worden. Ich war schon Teamleiter, aber ich habe in dieser Zeit auch immer noch selber modelliert, Autos gemacht. Und mein kleines Modell wurde auch mit ausgewählt für die Umsetzung in 1:1. Ich habe diese Phase 1:1 noch mit betreut, auch als ich dann schon Assistent von Bruno Sacco war. Es gab eine glatte Seite, das war so mein Wunsch, außenhaut-bündige Scheiben, Aerodynamik, keine Windgeräusche, und und und.  Und die andere Seite hatte eine Sicke, also etwas konservativer. Da gab es dann halt Diskussionen, auch mit den Ingenieuren: „Außenhaut-bündige Scheiben geht nicht“. Ich hab gesagt: „Schaut Euch mal den Audi 100 an, da sind die Scheiben relativ bündig. Und beim Schiebedach geht’s doch auch.“ Dann war der Ehrgeiz der Ingenieure in der Vorentwicklung dann doch so groß, dass sie die Lösung gefunden haben mit einer Führung und einer doppelten Scheibe. Und so kann man wirklich sagen, es war nahezu außenhaut-bündig. Durch die doppelte Scheibe war das beim Fahren natürlich ein riesiger Vorteil beim Fahren für den Kunden, denn das Auto war unheimlich leise. 
Marke Motoerikonen: Wie ist denn überhaupt das Gefühl, wenn man zum ersten Mal in einem Auto sitzt, das man selber entworfen hat?
Prof. Harald Leschke: Also das erste Auto war da bei mir der W201 Sport, der Sechzehnventiler. Da gab es nur den Motor und ein Auto. Und ein Aerodynamiker und ein Modelleur und ich habe im stillen Kämmerlein modelliert. Reifen gab’s noch keine und keine Felgen. Da haben wir, damit wir überhaupt Verbreiterungen machen konnten, aus gelbem Schaum dann Reifen gefräst und da reingestellt, wo sie hingehören. Und dann also mit braunem Clay auf dem mimosengelben Auto modelliert. Ich kann mich noch erinnern, ich hab hinten den Spoiler selber modelliert. Als es dann fertig war, wurden die Teile abgeformt und die Teile kamen dann in grauem Laminat. Das wurde dann ans Auto gebaut und jeder sagte: „Leschke! Menschenskinder! Das sind doch nicht wir! Das ist doch nicht Mercedes! Das ist doch nicht seriös, sowas!“ Kann mich noch gut dran erinnern. Aber wir haben uns nicht beirren lassen. Wir haben das Ding fertiggemacht. Die Teile angebaut, dann wurde das Auto lackiert in schwarz metallic. Und dann waren natürlich alle sehr erstaunt und haben sich gegenseitig auf die Schulter geklopft, was das für ein tolles Auto ist. Später dann war das Auto fertig und ich hatte es über ein Wochenende. Dann ging es hoch nach Norddeutschland. Autobahn. 250 km/h war ja kein Thema. Das machte schon Spaß und das erfüllt einen dann auch mit Stolz.

Das ganze Interview: Jetzt bei Motorikonen im Podcast.

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